Mission Impossible: ein Bericht vom Studientag 2016

Mission: Impossible?! – Verkündigung im Kontext einer globalen Gesellschaft

… so lautete das Motto unseres diesjährigen Studientags am 16.11., der um 10:10 Uhr „pünktlich mit zehn Minuten Verspätung“ durch Moderator Johannes Paulokat eröffnet wurde. Zu Beginn ging es erst einmal darum, was die Teilnehmer unter „Mission“ eigentlich verstehen. Hierzu wurden die Anwesenden aufgefordert, auf drei Plakaten ihre Position deutlich zu machen: „Mission gehört zum Selbstverständnis der Kirche“, „Mission bedeutet für mich…“ und „Mission spielt in meinem Leben eine wichtige Rolle“. Zudem wurde die Twitterwall vorgestellt: Unter #StudientagMission konnten alle Teilnehmer den ganzen Tag über Gedanken und Fragen zum Thema posten. Für Nicht-Twitternutzer gab es die Möglichkeit, analog Tweets auf Zetteln zu verfassen, die dann durch Jonas Lauter der Twitterwall hinzugefügt wurden.

Eröffnung der Podiumsdiskussion
Eröffnung der Podiumsdiskussion

Dann war es auch schon Zeit für den ersten Vortrag: Unter Moderation von Christoph Wiesinger diskutierten Dr. Roland Hardmaier (Evangelikaler), Dr. Markus Luber (Katholik) und Prof. Dr. Theo Sundermeier (Protestant) über unterschiedliche Missionsverständnisse. So sehen die Evangelikalen aufgrund des Missionsbefehls die Kirche zur Mission verpflichtet, die in Wort und Tat geschehen soll. Mission ist für sie die Grundaufgabe der Kirche. Dr. Markus Luber erklärte, dass der katholische Missionsbegriff beispielsweise durch das 2. Vatikanische Konzil und das Dokument „Dei Verbum“ geprägt wurde. Er verwies auch auf die Schrift „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus, der Motivation für die Mission die Freude des Evangeliums nennt. Für Prof. Dr. Theo Sundermeier liegt der Schlüssel zum evangelischen Missionsverständnis nicht im Missionsbefehl, sondern in Mt 5: „Ihr seid das Salz der Erde“ und „Ihr seid das Licht der Welt“. Dadurch werden die Jünger auf eine Identität festgelegt die sie in die Welt tragen. Im Anschluss an die Diskussion stellten sich die Redner den Fragen des Publikums.

Nach einer kurzen Pause ging es direkt weiter mit dem Vortrag „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt – ökumenisches Dokument zur Mission“ von PD Dr. Claudia Jahnel. Dieses Dokument war in Zusammenarbeit des Ökumenischen Rats der Kirchen, des Päpstlichen Rats für Interreligiösen Dialog und der weltweiten Evangelischen Allianz entstanden. Angesichts von interreligiösen Spannungen, die oftmals zu Gewalt führen, werden hierin Empfehlungen für einen gemeinsamen Verhaltenskodex ausgesprochen. Dies ist umso bemerkenswerter, da eine solche Kooperation lange Zeit undenkbar war.

Damit war es auch schon Zeit für die Mittagspause. Wir stärkten uns mit hervorragendem indischem Essen aus dem „Raja Rani“, das für alle Teilnehmer kostenlos war. Allerdings wurde um Spenden gebeten, welche dem Projekt „Frühstück im Winter“ zugutekommen sollen, welches in wechselnden Gemeinden Bedürftige mit einem kostenlosen Frühstück versorgt.

Nach dem Essen stand der nächste Vortrag auf dem Plan. Nachdem sich der erste Teil vor allem mit praktischen Aspekten der Mission beschäftigt hatte, ging Rasmus Nagel in seinem Beitrag „Systematisch-theologische Grundlagen zu Universalität und Partikularität des christlichen Glaubens“ auf die theoretischen Grundlagen ein. Ausgehend vom zeitgeschichtlichen Kontext des Erstarkens identitärer Bewegungen über eine theoretische Abgrenzung der Begriffe „Universalität“ und „Partikularität“ stellte er die Frage, inwieweit der Glaube einen Universalitätsanspruch geltend machen kann. Auch wenn laut Twitterwall nach dem anspruchsvollen Vortrag dem ein oder anderen „der Kopf von all den -ismen“ schwirrte, zeigte sich das große Interesse auch an diesem Thema in der langen Fragerunde im Anschluss.

Danach gab es eine kurze Stärkung mit Kaffee, Tee und Keksen. Als dann alle wieder aufnahmefähig waren, konnte man je nach Interessenschwerpunkt an unterschiedlichen Workshops teilnehmen. Workshop 1: „Abendmahl online? Vom Wert der Virtualität für geistliche Angebote im Netz“ unter der Leitung von Oliver Weidermann beschäftigte sich mit der Frage, welche geistlichen Handlungen auch online durchführbar sind. Hierbei zeigte sich vor allem, dass die Beurteilung dieser Frage stark von dem Verständnis des Abendmahlsbegriffs der einzelnen Teilnehmer abhing. Der Möglichkeit des Segenspendens online standen jedoch alle positiv gegenüber. Der zweite Workshop: „Mission: Inklusion. Religionspädagogisches Arbeiten in inklusiven Gruppen“ unter der Leitung von Mareike Schnürer kam zu dem Ergebnis, dass man für erfolgreiche Inklusion unterschiedliche Bedürfnisse erkennen und darauf eingehen muss. Pfr. Jens Martin Sauter erzählte im Workshop „Taufe und Asyl. Warum wollen Flüchtlinge Christen werden, und was bedeutet das für unsere Gemeinden?“ von seinen persönlichen Erfahrungen zum Thema. In der Diskussion wurden verschiedene Probleme thematisiert. Workshop 4: „Fresh expressions of church – Praxisbeispiele von Kirche außerhalb kirchlicher Mauern“ von Adrian Schleifenbaum setzte sich mit der „FreshX“-Bewegung aus der anglikanischen Kirche in England auseinander. Und Pfr. Wolfgang Loest stellte im Workshop „Kirche 2.0. Verkündigung auf Facebook, Snapchat & Co“ unter anderem „Snapchurch“ und Mikroandachten auf Facebook vor.

Dann war es schon Zeit für die Abschlussrunde. Um zu sehen, inwieweit sich das Missionsverständnis der Teilnehmer im Verlauf des Tages gewandelt hatte, sollten alle nun zum zweiten Mal das Plakat „Mission bedeutet für mich…“ ergänzen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der von Felix Weise geplante Tag ein voller Erfolg war. Alle Teilnehmer haben eine Menge Denkanstöße und neue Blickweisen auf das Thema Mission erhalten. Somit hat sich der Besuch in jeder Hinsicht gelohnt!

von Jana Hofmann

Der nächste Studientag ist schon in Planung. Es wird ganz grob um die Thematik Kirche, Wirtschaft und Geld gehen. Wer Interesse hat mitzudenken und planen, ist herzlich eingeladen und kann sich bei Felix unter fachschaft@theologie.uni-heidelberg.de melden.

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