Stellungnahme der Fachschaft zum Entzug der Lehrerlaubnis von Ondrej Prostredník durch die Evangelische Kirche in der Slowakei

Am 19. August 2017 hielt Ondrej Prostredník, Dozent an der Comenius-Universität in Bratislava, auf dem „Duhovy Pride“ in Bratislava, einer Kundgebung für die Rechte der LGBT*-Community in der Slowakei, eine Rede mit dem Titel „Die Kultur der Verbindlichkeit stärken“. Er sprach im Namen derjenigen Mitglieder der Evangelischen Kirche A. B. in der Slowakei (EKAB), die die ablehnende Haltung der leitenden Gremien der EKAB gegenüber Menschen, die sich zur LGBT*-Community zählen, nicht teilen. Weiterhin sprach er sich dafür aus, dass die Kirche verbindliche Beziehungen unabhängig von der sexuellen Orientierung der Beziehungspartner*innen fördern sollte.

Daraufhin wurde Herrn Prostredník am 30. August 2017 vom Bischofskollegium der EKAB die Lehrerlaubnis als Lehrer der theologischen Fächer an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bratislava entzogen. Als Begründung nannte das Bischofskollegium, dass Herr Prostredník seine Position als Hochschullehrer missbrauche, um jungen Gläubigen Ansichten nahezubringen, die im Widerspruch zur Lehre der EKAB stünden.

Die Fachschaft Evangelische Theologie Heidelberg solidarisiert sich mittels dieser Stellungnahme mit Herrn Prostredník. Für die Fachschaft ist die Freiheit der Lehre, insbesondere der theologischen Lehre an Universitäten, ein hohes und wichtiges Gut. Wir kritisieren, dass die Kirchenleitung in der Slowakei unliebsame Positionen auf diese Weise zu bekämpfen versucht und halten einen offenen und fairen Austausch über theologische Streitfragen für die angemessene Vorgehensweise bei solchen Meinungsverschiedenheiten. Wir vertreten die Ansicht, dass es in einer reformatorischen Kirche immer möglich sein muss, traditionelle Positionen zu hinterfragen und wünschen uns von den Kirchen in der Slowakei, aber auch hier in Deutschland, eine echte Diskussion statt einseitigem Verurteilen fremder theologischer Ansichten. Wir fordern, dass Herr Prostredník seinen Dienst als Dozent an der Theologischen Fakultät in Bratislava schnellstmöglich wieder antreten darf. Denn gerade junge Gläubige und Studierende der Evangelischen Theologie können unserer Ansicht nach von einem offenen Austausch verschiedener theologischer Ansichten in hohem Maße profitieren.

Die Fachschaft Evangelische Theologie Heidelberg kann zudem auch der Forderung Herrn Prostredníks nach einem neuen Nachdenken über den Umgang mit Minderheiten in der EKAB zustimmen. Wir als Fachschaft möchten an einer offenen, vorurteilsfreien Gesellschaft mitwirken und halten Feindseligkeit und Diskriminierung gegenüber Minderheiten wie der LBQT*-Community dabei für problematisch und gefährlich.

Die Fachschaft Theologie wünscht sich, dass auch andere Fachschaften theologischer Fakultäten in Deutschland, sowie leitende Gremien in der EKD und den Landeskirchen sich im Sinne der Freiheit der theologischen Lehre mit Herrn Prostredník solidarisieren und sich gegen den Entzug seiner Lehrerlaubnis aussprechen.

Die Stellungnahme gibt es hier zum Download (PDF).

2 Gedanken zu “Stellungnahme der Fachschaft zum Entzug der Lehrerlaubnis von Ondrej Prostredník durch die Evangelische Kirche in der Slowakei

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